Einige wichtige Kommentare zu der Aktion #allesdichtmachen#niewiederaufmachen#lockdownfürimmer:
Die Gebetsmühle: Journalisten als Richter in eigener Sache: Als Reaktion auf den überraschenden 53-fachen Windstoß aus der Schauspielbranche gab es heftigen Gegenwind und ein grollendes Rauschen im Blätterwald, das sich in unzähligen Medienbeiträgen ausdrückte, welche eines einte (bis auf wenige, an den Fingern einer Hand abzuzählende Ausnahmen): wütende Ablehnung. Während die Reaktionen aus der Politik, die doch Hauptadressat der ironischen Video-Reihe war, eher moderat ausfielen, fühlten sich vor allem Journalisten durch die Kunstaktion der 53 provoziert – warum? Wohl deswegen, weil Jan Josef Liefers, Sprecher und Galionsfigur der Gruppe, seinen Beitrag ausdrücklich an sie adressiert hatte:
Mensch, Schauspieler!: Etwa fünfzig Schauspieler sorgen seit einigen Tagen für Aufregung. Sie haben es gewagt, sich zur größten Krise der Nachkriegszeit zu äußern und nicht mehr nur Schauspieler, sondern auch Menschen zu sein. Am Tag der Verkündung der Bundesnotfallbremse schalteten sie in einer wohl über Monate geplanten konzertierten Aktion kurze Videos über ihre Meinung zum Pandemie-Geschehen. Unter verschiedenen Hashtags wie #niewiederaufmachen, #lockdownfürimmer und #allesdichtmachen finden sich beißend-kritische Stimmen, die auf die Absurdität unseres Alltags seit mehr als einem Jahr hinweisen. Die Reaktion darauf ist prompt und heftig.
Deutschlands Schauspielerinnen und Schauspieler schlagen zurück (mit 2 Nachträgen): 23. 04. 2021 | Das verschärfte Infektionsschutzgesetz hat die tot geglaubte Satire wiederbelebt. Dafür danke. 53 Schauspielerinnen und Schauspieler bedanken sich in kurzen Videos bei der Bundesregierung für ihren heldenhaften Einsatz gegen das Virus. 24. 04. | Die Reaktion der Verteidiger der Corona-Politik ist, wie zu erwarten, sehr heftig und zeigt Wirkung.
Zehn Gründe für #allesdichtmachen: Die veröffentlichte Meinung von taz bis FAZ und von Stern bis Spiegel war sich weitgehend einig, dass die Aktion #allesdichtmachen entweder schlecht gemacht oder gleich peinlich bis bösartig ist und vor allem natürlich den falschen Leuten in die Hände spielt.
Ich sehe das anders und halte #allesdichtmachen für einen wichtigen Beitrag. Erlauben Sie mir daher zehn Gegenargumente in der Hoffnung, den Diskurs damit wieder etwas zu versachlichen:
Und jetzt alle: nichtmehrmitmachen!: Es kommt etwas ins Rutschen in Deutschland. Nicht nur bekannte Schauspieler, sondern auch ganz normale Bürger formulieren öffentlich und ohne Scheu ihren Protest gegen das Abräumen ihrer Grundrechte. Und sie tun dies auf sympathische, kreative und bunte Art und Weise. Hier im Video (oben im Bild anklicken) als Beispiel Menschen aus der Gegend von Köln, die genauso gut bei ihnen nebenan leben könnten. Alle sagen: „Ich mach da nicht mehr mit.“ Das schreit förmlich nach Nachahmung auch in ihrer Nachbarschaft, im Freundeskreis, am Arbeitspolatz. Je mehr „nichtmehrmitmachen“ desto schneller ist der Spuk vorüber.
Brutus Liefers: „Brutus, auch du!“, rief der Überlieferung nach der große Kaiser Cäsar, kurz bevor er tot zu Boden sank. Kurz zuvor hatte eine Gruppe von Senatoren ihm die Dolche in den Leib gerammt – und unter ihnen eben auch jener Brutus, manche sagen, sein Freund, manche sagen gar, es sei sein Sohn gewesen, jedenfalls ein enger Vertrauter. Seitdem ist der Ausruf des römischen Kaisers zum Sinnspruch der Enttäuschung über einen Menschen geworden, dem man vertraut hatte, von dem man gemeint hatte, Werte und Ziele zu teilen und der nun plötzlich etwas getan hat, was man als „Stich ins Herz“ empfindet. Nun hatte Cäsar nicht mehr genug Zeit, um über die Frage zu reflektieren, ob der Fehler vielleicht bei ihm selbst gelegen haben könnte, ob er selbst womöglich in den letzten Monaten etwas getan haben könnte, was den wohl Vertrauten gegen sich aufgebracht hat. Bekanntlich verschied er wenige Sekunden, nachdem er den Satz gesprochen hatte, der ihn bis heute überdauert, und man muss auch zugeben, dass der Moment, in dem man von Messerstichen übersät zu Boden sinkt, nicht eben der Zeitpunkt ist, an dem man zu selbstkritischer Reflexion neigt. Von Jörg Phil Friedrich.
„Willkommen in der rechten Ecke!“: Lieber Jan Josef Liefers,
man muss Ihnen und ihren Kollegen doppelt dankbar sein. Einmal für die tolle Aktion, mit der Sie sich kritisch zur Politik dieser Regierung zu Wort gemeldet haben. Zweitens dafür, dass Ihre Aktion für alle sichtbar gemacht hat, wie weit die geistige Verwahrlosung derjenigen, die sich zu den Eliten und Meinungsmachern dieses Landes zählen, bereits gediehen ist. Man muss nur ihre Kommentare lesen, um sich keine Illusionen mehr zu machen, wie es um die Meinungsfreiheit bestellt ist. Ja, jeder kann seine Meinung sagen, aber er muss dafür in Kauf nehmen, mit Hass und Hetze überzogen und in die rechte Ecke gestellt zu werden.